Haydarpasa
Gerade wenn man froh ist, dass man ein bisschen verstanden hat, wie sich hier die Welt so dreht und wie man schnell von A nach B kommt, wird einem wieder der Boden unter den Füssen weggezogen.
Was ich genau meine? Kathi hat ja treffend beschrieben, wie verzaubert wir einmal mehr von der asiatischen Seite und vor allem von dem asiatischen Kopfbahnhof der Bagdad-Bahn waren. Ich war vor allem froh, dass der dort endende S-Bahn-Verkehr eine schnelle Anbindung von meiner Wohnung nach Bostanci und auf die Bagdad Cadessi sichert.
Nur leider nicht mehr lange. Denn für Haydarpasa als aktiven Bahnhof scheint die Zeit abgelaufen zu sein. Aus Interesse (und durch eine weitere Session “Lawrence von Arabien”) hatte ich mich ein bisschen mittels Wikipedia und Netz in die Materie der Anatolienbahn, Bagdad Bahn und des Taurus Expresses eingelesen.
Dabei fand ich diesen jüngst in der taz erschienenen Artikel über Haydarpasa und sein zukünftigs Schicksal. Kurzum: Stuttgart 21 am Bospurus. Der Bahnhof wird im Zuge der Untertunnelung des Bospururs und der damit entstehenden Verbindung von Anatolienbahn und der alten Strecke des Orientexpress überflüssig. In spätestens drei Monaten wird daher der S-Bahn Verkehr eingestellt und das durch einen Brand 2010 in Teilen verwüstete Gebäude in eine Mall umgebaut. Die bisherigen Rangierflächen und der angeschlossene Güterbahnhof und das Fährterminal werden dann zu Bauland umgewandelt. Neben einem moderenen Terminal für Kreuzfahrer soll auch ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Im Grunde echt schade, da der Bahn in seinem jetzigen Zustand einen sehr schönen morbiden Charme ausstrahlt und man sich wunderbar in die “gute” alte Zeit Istanbuls zurück träumen kann, in der diese Metropole wohl auf den Trümmern des osmanischen Reiches vor sich hin vegetiert hat. Ebenso schade ist, dass dann sicherlich der bisherige Fährverkeher auch zunehemnd kleiner wird.
Interessant übrigens: Das Gebäude wurde durch die deutsche Philip Holzmann AG unter Finanzierung durch die Deutsche Bank gebaut und gehört zu den absoluten Aushängeprojekten des 2007 insolvent gegangenen deutschen Unternehmens. Neben der Frankfurter Oper eines der wenigen Gebäude, das seinen Erbauer also überlebt hat…
Soviel von meiner Seite. Ansonten versuche ich nicht ganz so traurig zu sein, dass Kathi heute morgen abgeflogen ist. Immerhin hat sie versprochen, dass sie bald wieder kommt. Ostern. Und mich dann nach Hause mit nimmt…
Inschallah!
Raoul